Fassen Sie Ihr Mitgefühl in Worte!

Maria Brand
schrieb am 17. Juli 2018 um 17.25 Uhr

Liebe Tante Elisabeth,

was du mir wohl sagen würdest, wenn du zu mir sprechen könntest?
Vielleicht sprichst du ja auch, während ich an dich denke und mich
daran erinnere, was wir miteinander geteilt haben - vor langer Zeit.
Leider kann ich dich nicht hören, weil meine Sinne zu grob sind.
Also lege ich dir die folgenden Worte in den Mund, verändere sie
ein wenig, sodass sie für uns beide passen als eine Wahrheit, von
der ich ganz und gar überzeugt bin - und die du jetzt schauen darfst:

Der Tod ist nichts ...

Der Tod ist nichts,
ich bin nur ins Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, du bist du - alles bleibt.
Das, was ich für dich war, bin ich immer noch.
Gib mir den Namen, den du mir immer gegeben hast.
Sprich mit mir, wie du es früher getan hast.
Gebrauch keine andere Redeweise,
sei nicht feierlich noch traurig noch gekränkt.
Vergiss nicht zu lachen über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Bete für mich, denk an mich,
erinnere dich, allein und mit andern,
sodass mein Name genannt wird,
ganz wie im Erdenleben,
ohne besondere Betonung,
ohne Vorwurf oder Bedauern.
Das Leben ist, was es immer war.
Der Faden wird nicht durchschnitten.
Weshalb soll ich nicht in deinen Gedanken sein,
nur weil du mich jetzt nicht mehr treffen kannst?
Ich bin nicht weit weg,
bin auf der anderen Seite des Weges.
Wenn du willst, sehen wir uns dort wieder.
nach Henry Scott Holland (1847-1918)
(eigene freie Übersetzung aus dem Englischen)
Herzlichst

Deine Nichte

Maria Brand